Nach vier Schmerztherapien wegen Fibromyalgie hatte ich eigentlich auf dem Schirm, keine weitere Therapie in Anspruch zu nehmen. Dann auf Anraten meines Neurologen *ausgründen doch noch eine 5. im Krankenhaus Lehrte − Klinik für spezielle Schmerztherapie − mitgemacht.
Gut, ich konnte einige Tipps aus meiner Physio mit nach Hause nehmen. Bis auf teilweise schmerzhaft gelegte Zugänge für die nicht lang anhaltend-helfenden Infusionen wars das dann aber auch.
Erfolg meiner Schmerztherapie?
Insgesamt: erneut nicht wirklich erfolgreich.
Einzig eine(!) lokale Anästhesie war der Hammer! Runter auf Schmerzstufe 1 in der Schmerzgegend LWS und entzündetem Nerv am Hintern. Hatte zwar sechs heftige Piekser am Rücken benötigt, aber der anschließende Effekt (anhaltend ~1,5 Tage):
Die verschiedenen Gesprächs-Gruppen bringen mir nichts mehr. Ist mir alles bekannt. Genauso, wie die Gespräche mit Psychologen. Wiederholt sich nur jedesmal nach dem gleichen Muster.
Lediglich Physio und Fango helfen − zumindest kurzfristig ein wenig.
Therapieplan
Es dauert nicht lange, dann bin ich wieder „drin im Schmerz“.
Schmerzmittel bei Fibromyalgie
…wurden (zeitlich begrenzt) erhöht. Zusätzlich z.B. Ortoton. Es wurden (wieder) Alternativen angeboten. Einiges hatte ich zugelassen, und befristet eingenommen, anderes abgelehnt.
Wo sollen Medikamenten-Cocktails letztlich enden? Ich will einfach nicht mehr aufgrund meiner bisherigen Erfahrungen „zugedröhnt“ werden, um im Nachhinein festzustellen, dass es nichts nutzt. Noch schlimmer, abhängig zu werden. Von Morphium z.B. − 2 x kalter Entzug reicht mir.
Und sonst?
Wie auch schon bei meinen letzten Schmerztherapien viele andere Schicksale erfahren. Kunstfehler, wo − so zumindest geschildert − Nerven am Rückenwirbel(?) durchtrennt wurden. Respekt allerdings dazu − mit Kennzeichen aGB und 90% GdB − die vielen Aktivitäten neben der Schmerztherapie.
Weinende Mitpatienten, die von ihren Mitmenschen mit ihrer Krankheit nicht für voll genommen werden, und daran verzweifeln.
Als ob ich solche Menschen magisch anziehe: wieder jemanden, der ohne Punkt und Komma lautstark fast die ganze Zeit − so vermutete ich zumindest − seine Lebensgeschichte daher „plapperte“. Morgens, meine „Gräten“ sortierend − sinnend beim Kaffee schlürfend. Und das mit lautstarken Organ!
Als kleine „Entschädigung“ dafür im Gegensatz zu meinen letzten Schmerztherapien diesmal im 2-Bett-Zimmer einen angenehmen, ruhigen Zimmernachbarn neben mir.
Nebenbei erfahren, dass (durch massive Kostenkürzungen) mittlerweile abends nur eine Schwester für eine Station zuständig ist. Nachts ist auf der Station tote Hose. Dafür sind Schwestern auf einer anderen Station für mehrere Stationen zuständig.
Trotz aller Kürzungen, Streß und Hektik für das Pflege-Personal: einer unserer Schwestern stellte uns eines Abends Wortlos ein gut gekühltes Radler zum Abendbrot dazu. (Insider: „haben Sie noch einen Wunsch?“)
Letztes Jahr waren noch viele helfende Hände beim Essen verteilen tätig, Praktikantinnen, Schwesternschülerinnen, Pfleger etc. Gibts heute alles nicht mehr. Dafür sind Patienten gefragt.
Leider ist es auch nicht mehr möglich, als Patient die Woche über in der Kantine sein Mahl zu sich zu nehmen. Wenn, dann muss alles selbst gezahlt werden.
Auch mein heißgeliebter Espresso, den ich nach jeder Mahlzeit in der Nähe des Kräutergartens genüßlich zu einer Zigarette schlürfte.
Mahlzeit
Insgesamt betrachtend schmeckte es aber. Trotz Krankenhaus-Essen.
Ende meiner Schmerztherapie
Aufgrund der Umstände hatte ich am Sonntag bei der Visite um Entlassung für den kommenden Mittwoch gebeten. Hinweisend darauf, dass ich von meiner Betreuerin vom „Ambulant Betreuten Wohnen“ um Punkt 12 Uhr abgeholt werde. „Sollte es ihnen bis dahin nicht möglich sein, den Arztbrief parat zu haben: kein Problem, kann nachgeschickt, oder abgeholt werden“, so meine Anmerkung.
Starr in meine Augen blickend am Entlassungstag eine aus dem Urlaub zurückgekehrten, für den Brief zuständige Ärztin „5-Minuten-nach-12“: „Sie müssen sich schon etwas gedulden…„
Schon klar. Kurz zuvor wurde in unserer Schmerzbewältigungsgruppe versucht zu vermitteln „Kein Mensch muss müssen“.
Hatte auch wieder mal auf angekündigtes Abschlussgespräch gewartet, was nicht stattfand. So seit ca. 7 Uhr morgens.
Datenschutz zur Visite?
So auf dem Flur langschlendernd den Wagen mit allen Patientenunterlagen ohne Aufsicht auf dem Flur stehend betrachtend…
Fazit meiner Schmerztherapie wegen Fibromyalgie
Ich bin froh, wieder zu Hause zu sein. Auch der katastrophalen Bettenlage wegen. Letztgenanntes für mich nur mit Schlafmittel (Valium durch Ärztin verordnet) für ein paar Stunden zu ertragen.
Alles zusammen irgendwie so Déjà-vu…
Zu Hause dann doch wieder so zwischen 5-8. Trotz Schmerztherapie.
Marginale
Trotz allem, oder gerade deswegen, oft meine Zeit im angrenzendem Park genutzt. Um die Seele baumeln zu lassen, und zu entspannen.
Und, da ab und zu die Zeit dazu, Leckerlies genossen.
Für solche Momente brauche ich jedoch keine Schmerztherapie.
Fast vergessen: danke für den überraschenden Besuch von meinen Bekannten des DRK, OV Lehrte, sowie dem Geschenk. War eine nette, unterhaltsame Stunde am Sonntag. Die Blicke der dort kennengelernten AfDler: unbezahlbar.
Abgesehen von einem anderem netten Besuch zum Kaffee… 😉
meine vermutlich letzte Schmerztherapie
Hachz: endlich zu Hause. Mit Heizdecke. ❤
Hallo! Ihr Beitrag hat mir bestätigt warum ich mich persönlich seit 5 Jahren um meinen Freund Fibro kümmere. Ruhe, Wärme, Fazienrollen & Bälle, ein gutes Bett, hab ich alles zu Hause . Dazu kommt mein Kaffevollautomat,meine Heizdecke und diverse tierischen Therapeuten die mir die nötige Bewegung mehrfach täglich verschaffen. Bei Wind und Wetter wohlgemerkt.
Eine schöne Adventszeit
Hallo,
ja, das ist sehr wichtig, in Bewegung zu bleiben. Trotzdem ist darauf zu achten, alles ausgewogen zu erledigen. Ganz besonders bei unserer Fibromyalgieerkrankung.
Danke, wünsche ebenfalls eine schöne Adventszeit.
Hut ab, dass du trotzdem nochmal eine Schmerztherapie angetreten bist. Du warst also stationär, wie lange denn genau? Und das ist eine Klinik speziell für Schmerzpatienten? Kannst du vielleicht noch mal kurz auflisten, was gemacht wurde an Therapien und Anwendungen? Würde ich gerne mal wissen, so zum Vergleich mit meinen und anderen Erfahrungen.
Schade, dass es dir trotzdem nicht wirklich geholfen hat. Aber vielleicht ist jetzt der Weg frei für eine Cannabis-Indikation. Ich wünsche dir, dass sich da etwas tut.
Das Bild mit den Patienten-Akten finde ich schon erschreckend. War aber in der Klinik, in der ich war genau so bei der Visite. Und noch beschissener, dass so viel am Personal und Essen gespart wird.
Viele liebe Grüße von der FibroFee!
Meine Therapie hatte weniger mit „Hut ab“ zu tun. Eher damit, den Kassen zu zeigen, dass weitere Schmerztherapien bei mir nichts bringen. 😉
Dauer, Anwendungen etc. sind dem Therapieplan zu entnehmen (siehe bitte Bilder oben dazu). Physio waren Massagen, Hinweise was ich selbst gegensteuernd unternehmen kann, sowie Fango.
Ja, die Klinik hat eine Abt. für Spezielle Schmerztherapie (hatte ich Eingangs erwähnt). In Lehrte leider nur stationär möglich, in Großburgwedel („Stammsitz“) auch ambulant. Für mich ohne Pkw unerreichbar.
Das hier (wie auch anderswo) an allem möglichen eingespart wird, hat seine Gründe. Die Region (Hannover) meint u.a. Überkapazitäten zu haben. Die Krankenhäuser Lehrte und Großburgwedel (u.a.) standen auf der Kippe.
Für mich aber immer noch besser so, „den Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach.“ 😉
Danke für Deine Wünsche. Ich hoffe, dass sich nächstes Jahr etwas Positiveres ergibt. Ist eben für alle Beteiligten Neuland.
Oh herzliches Beileid zu dieser wiederholt nutzlosen und sicher anstrengenden Erfahrung! Krass, diese Sparmaßnahmen!!!
Es ist schon irre, dass unsere doch so fortgeschrittene Medizin da anscheinend gar nichts ausrichten kann. Gibt es denn wenigstens eine glaubhafte Theorie über die Ursache?
Und sicher haben zumindest Mitpatienten auch Alternativmedizin probiert: Ayurveda, TCM – hilft da ebenfalls gar nichts?
Kann nicht mal schreiben: ich fühle mit dir! Bewundere dich für deine Gelassenheit!
Die (hoffenlich letzte) Maßnahme fand auf Anraten meines Neurologen statt, um der Kasse zu zeigen, dass ich austherapiert bin. Nach wie vor möchte ich (mit Befürwortung meiner Ärzte) ein Cannabis-Präparat der medizinischen Wirkung wegen versuchen.
Grund der neuropathischen Schmerzen (Polyneuropathie) mit meßbar nachgewiesenen, irreparablen Schädigungen der Nerven sollen toxischer Natur sein (lt. Arztbrief).
Ja, ich hatte diesmal zB Mitpatienten, die von einem „Handaufleger“ und „Reiki-Meister“ während meines Aufenthalts „behandelt“ wurden. War nicht so toll für Patienten, da anschließend erst richtige Probleme (wie auch der Behandelnde anschließend durch Personal im KH).
Die Liste der Diagnosen füllt mittlerweile fast ein DIN-A-4-Blatt. Da ist mit alternativer Medizin nix auszurichten. So zumindest die meisten Aussagen von Mitpatienten, die ebenfalls von den verschiedensten Schmerzen betroffen sind.
Mitgefühl? Lieber mehr Verständnis in der breiten Masse, die oft nicht versteht (verstehen kann), wie es ist, mit ständigem Schmerz am/im ganzen Körper zu leben/leben zu müssen. 😉
Ja, Gelassenheit ist mir wichtig. Hat was mit meiner Achtsamkeit zu tun. 😀
Hallo Peter,
habe gerade dein Bericht vom Krankenhaus gelesen. Finde ich sehr gut.
Danke für den angenehmen Bettnachbarn.
Du warst mir auch sehr angenehm. Gute Besserung für dich.
GLG
Karl
Hallo Karl,
danke für die Blumen. 😉
Wünsche Dir, dass Deine Erfolge bei der Schmerzbewältigung so lange wie möglich anhalten. (y)
lg