Berlin-Besuch, Finale

3. Tag

zwischenzeitlich hatte ich festgestellt, das einigen ältere Herrschaften, die teilnahmen, denen die Fahrt der anstrengenden Touren und Lauferei wegen, recht schwer fiel. Die Leiterin der Tour meinte dazu, das sie auch Fahrten mitgemacht hätte, bei denen fast ausschließlich gefahren wurde, und dies eine Ausnahme wäre. Mir ist es gegen abend auch recht schwer geworden, einen Fuß vor den anderen zu setzen; gefühlt müssen wir hunderte Kilometer gelaufen sein…    :mrgreen:

Berlin 2015 - in Einkaufsarkade unterwegs

Entgegen dem Vortag sollten wir heute sehr früh aufstehen, da ab 7:15 Uhr die Koffer zur Abreise in den Bus geladen werden sollten. Am 3. Tag sollte der ehemaligen Reichstag, der heutige Bundestag, besichtigt werden. Mehrmals wurde darauf hingewiesen, einen amtlichen Perso dabei zu haben, da sonst kein Einlaß erfolgen würde. Was war? Bei zumindest einer Teilnehmenden, die vor mir stand, war der Perso im Mai abgelaufen. Mit einem etwas roten angelaufenem Kopf vor dem Sichherheitsbeamten stehend ließ dieser sie jedoch mit einem Augenzwinkern durch, der Gruppe wegen. Dort Bilder zu knipsen ist untersagt, aber jeder kann sich vorstellen, was da abgeht…

Wie erwähnt, hatte ich bereits 1970 den damaligen Reichstag besucht. Es gab weder Glaskuppel, noch Sicherheistmaßnahmen. Alles war vor dem Gebäude finstere Prärie, und Busse fuhren vor dem Portal des Gebäudes durch. Überall waren noch die Einschußlöcher zu erkennen, die heute alle verschwunden sind − bis auf ein paar Inschriften von Rotarmisten, die man als schriftliche Erinnerung belassen hat.

Viele der Gebäude − bis auf die Öffentlichen − sind übrigens nicht durch den Soli finanziert worden, sondern sind von Firmen finanziert worden, so unser Guide.

Ich war beeindruckt, was in über 26 Jahren dort geleistet wurde.

Anschließend gab es eine Diskussion mit unserem Nds. Bundestagsabgeordneten Dr. M. Miersch. Er schilderte, wie Politik als Abgeordneter gelebt wird. Nach dieser Schilderung habe ich mehr Verständnis, dass manches nicht so läuft, wie gewünscht. Die Abgeordneten haben sich durch einen Wust von Paragrafen Landes- und Europaweit durchzuackern; müssen Mehrheiten finden; koalieren; es existiert im gewissen Rahmen Fraktionszwang; gegen andere Minister zu agieren geht gar nicht, weil damit das eigene Grab geschaufelt wird; um dann das neue Gesetz in die Lesungen zu bringen, wo es ggf. erst durch den Bundesrat geschleust wird.

Nun weiß ich: Politik ist ein hartes Geschäft.

MdB Miersch beantwortet Fragen aus dem Teilnehmerkreis

Berlin 2015 - Bundestag

Berlin 2015 - Glaskuppel Bundestag

Meine beiden Fragen hatte ich hier auch gestellt, bei der 1. Frage kannte ich jedoch bereits seine Antwort. Meine 2. Frage, nach seiner Vision, wie die Rentenpolitik zukünftig gestaltet werden muß, um diese finanzierbar zu machen, beantwortete er anfangs nicht als Vision. Daher unterbrach ich ihn, und bat erneut darum, seine Vison zu schildern: Die erste Antwort: „sind sie doch nicht so aggresiv“ − auf so etwas pelle ich sämtliche Eier der nordnördlichen Hemisphäre.    :mrgreen:

Seine Vision deckt sich aber mit meiner Vorstellung: es kann nur funktionieren, wenn alle ohne Sonderregelungen in einen Topf einzahlen, und alle aus dem Topf Renten erhalten.

Nach der Diskussion kam Miersch auf mich zugestobt, und bedankte sich für meine Fragen. Fand ich gut.

Berlin 2015 - Brandenburger Tor

Mittagessen gab es danach in den „Humboldt-Terrassen“Vom Restaurant aus hatte ich einen herrlichen Rundblick:

Berlin 2015 - Berliner Dom

Gegenüber dem Restaurant wird z.Zt.  das Berliner Schloß wieder neu aufgebaut. Dieses soll innen modern gestaltet sein, die frühere Fassade soll wieder neu enstehen. Ein Milliardenbau, der später repräsentieren soll.

Anschließend fand eine Besichtigung im Informations-Center zum Humboldt-Forum statt. Zu der Zeit waren meine Batterien ziemlich ausgepowert, während des Vortrages hatte ich mehrere Male einen Sekundenschlaf…    :mrgreen:

Berlin 2015 - im Humboldt-Forum

Da wir anschließend bis zur Abfahrt noch Zeit hatten, wollte ich auf den Alex, Kosten: 13 Euro, die ich gern abgedrückt hätte, doch die Wartezeit betrug rund eine Stunde, was zu knapp geworden wäre.

Berlin 2015 - Weltuhr am Alex

Das perfide am Mosaik war, das dort Stücke fehlten, in die die Stasi Beobachtungskameras eingebaut hatte, um das Volk zu beobachten!

Berlin 2015 - ehemaliges Stasigebäude

Rechtzeitig, die Gruppe hatte sich für den Rest der Zeit getrennt, war ich am Treffpunkt, und hatte noch Zeit, mir das ehemalige Stasi-Gebäude am Alex und die Weltuhr anzusehen.

1970 war am Alex noch ein Interflug-Reisebüro. Wir hatten als Jugendliche untereinander die Bemerkung fallen lassen: „fliegen können sie, aber nicht reisen“ − nun ist alles anders!

Meinen „Bonbon“ habe ich mir zum Schluß aufgehoben: ich wollte auf jeden Fall das Brandenburger Tor besichtigen, das Symbol für die Teilung eines Landes.

Das tat ich, kurz nachdem die Besichtigung des Bundestages abgehakt war. Leider fand zu der Zeit der Aufbau der Tribüne für die Champions League statt, das meiste war abgesperrt. Von der Ostseite war aber ein Zugang möglich.

Ich bekomme immer krüseln im Nacken, wenn ich an die Worte Kennedys („ich bin ein Berliner“) oder Reagens denke (das ist selbst erlebte Geschichte):

„Mr. Gorbatshow, open this gate!“

Berlin 2015 - Brandenburger Tor

Berlin 2015 - Blick auf Hotel Adlon

Das Hotel Adlon hätte ich gern auch von innen besichtigt, dafür war leider keine Zeit mehr

Die Rückfahrt gestaltete sich etwas problematisch. Nachdem uns der Bus zum Bahnhof gebracht hatte, hatten wir noch etwas Zeit. Deshalb nutzte ich die Gelegenheit, noch eine Berliner Currywurst zu essen. In meinem jugendlichen Leichtsin sagte ich: „kann ruhig etwas schärfer sein“. Ich habe es aufgegeben, die ganze Wurst zu essen, es hat nur noch alles gebrannt…    😈

Auf dem Gleis angekommen, kam kurze Zeit später die Durchsage, das der Zug 5 Minuten, dann 20 Minuten Verspätung haben solle; tatsächlich war es eine halbe Stunde. Dadurch verpasste ich meinen Anschlußzug in Hannover, und mußte nochmals über eine halbe Stunde warten.

Später dann, an der Bushaltestelle, dachte ich, ich sehe nicht richtig! Da steht eine Teilnehmerin der Fahrt! Im Bus erzählte sie mir gleich, wo sie wohnt, das ihr Internet seit Februar nicht geht, und vieles mehr. Gegen 22:30 Uhr war ich endlich zu Hause, geschafft − viel länger hätten meine Batterien auch nicht gereicht… 😉

Meine Sicht:
i
ch habe immer einen Koffer in Berlin, wohnen möchte ich dort nicht − die quirlige Stadt wäre mir auf Dauer zu hektisch. Meine Ausgaben haben sich in Grenzen gehalten: knapp 50 Euro incl. 17 Euro für Eintrittsgelder, also ein preiswertes Vergnügen. Toll finde ich, das dort Multi-Kulti gelebt wird, es gibt dort so gut wie nichts, was es nicht gibt. Fast ganz Berlin ist eine Baustelle, der Verkehr entsprechend problematisch. Ganz besonders, wenn, wie in unserem Fall, ein Saatsoberhaupt zu Besuch kommt; dann wird alles dicht gemacht. (Stand: 2015) 

Vielleicht magst Du es ja mal selbst in Anspruch nehmen, mit der Partei Deiner Wahl eine Berlin-Reise zu machen?

Berlin ist immer eine Reise wert!

2 Antworten auf „Berlin-Besuch, Finale“

  1. Hallo Peter,

    mein allerherzlichstes Beileid wegen Deines Papas. 🙁

    Ansonsten ist das ein schöner Bericht und ich hoffe, Du konntest bei Deiner Tour ein wenig abschalten.

    Schönen Sonntagsgruß
    Sylvi

    1. Hallo Sylvi,

      danke für Dein Beileid.

      Ja, die Tour hat mich abgelenkt, und danke für Dein Lob für den Bericht –
      Mein Papa ist immer bei mir.

      Lg
      Peter

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