warum koche ich gern, Teil 4

Einen kleinen Zwischenbericht widme ich meiner Großtante Dörchen, Onkel Hermann und meiner Cousine aus Godshorn. Die Tante war eine Schwester meiner Oma Mütterlicherseits (ich erwähnte bereits, dass ich damals eine sehr große Verwandtschaft hatte). Zu der Zeit lebte noch eine weitere Schwester meiner Großmutter, an die Tante sind die Erinnerungen verschwunden.

Ebenfalls lebte auch eine Urgroßmutter (Mutter meiner Oma) in Rössing, die wir wohl manchmal besuchten, aber auch dazu weiß ich heute nur noch, dass sie eine Herzensgute Uroma war.

Meine Tante und Onkel hatten ein großes Anwesen − anders kann ich es nicht nennen. Auch hier kann ich heute nach so vielen Jahren fast alles in Bildern vor meinem geistigen Auge „sehen“. Der Weg vom Eingangstor bis zum Haus war ca. 40 Meter lang, linke Hand zum Haus gehend war den ganzen Weg lang ein Nutz- und Ziergarten. Breit war der Garten etwa 20 Meter, der Nutz-Garten war somit rund 800 m² groß. Dazu kam noch der große Obstgarten mit vielen Obstbäumen, muss wohl ähnlich groß wie der Nutzgarten gewesen sein (daran erinnere ich mich nicht mehr). Den Weg weitergehend kam ich nach weiteren ca. 5 Meter zum Eingang, eine schwere alte massive Holztür. Durch diese gehend war links die große Wohnküche mit der damals üblichen Einrichtung/Ausstattung. Aus dem Küchenfenster hatte ich den Blick auf den riesigen Garten.

Die restliche Beschreibung des Hauses erspare ich hier.

An der Hausfront selbst, die auf der Küchenseite lag, wurde Wein gezogen. Ein bitteres Zeug, aber es gab nichts anderes, oder war einfach zu teuer, es selbst zu kaufen. Aus dem Weintrauben hatte meine Tante Most, teilweise auch Wein selbst gemacht. Most wurde auch aus Rharbarber und den sonstigen Früchten zubereitet, Brause oder andere Softdrinks kannte ich damals nicht. Morgens gab es nach dem Frühstück mit selbstgemachter Marmelade und Wurst für Erwachsene einen Korn. Es war üblich, weil gemeint wurde, so uralt zu werden.

Plumpsklo

Weitere ca. 10 Meter gehend war links angesiedelt ein altes Plumpsklo − ich hab das Teil gehasst, weil immer kalt, meist stinkend, und der Po musste mit Zeitungspapier gereinigt werden. Waschmöglichkeit daneben? Mitnichten, solch einen Luxus gab es nicht.

Zum Haus gehörten auf einem Teil der Nutzfläche eine Ecke mit Karnickelställen, die, wenn sie schlachtreif waren, geschlachtet wurden. Erpel-Enten wurden ebenfalls als Schlachtvieh genutzt. Wie beschrieben: zu meiner Zeit gab es eben keine Supermärkte oder Discounter, gegessen wurde Fleisch zu der Zeit eher weniger, mehr zu besonderen Anlässen, ausnahmsweise mal als Sonntagsbraten. Dann aber immer sehr fett- und Kalorienreich mit Gemüse und Kartoffeln aus dem Garten, ebenso der Nachtisch. Konserven gab es nicht. Es gab nur das, was Garten und Obstbäume hergaben. Auch meine Tante weckte  vieles selbst ein, welches anschließend für „die schlechte Zeit“ im Vorratsraum eingelagert wurde (im Titelbild „mit Verwandschaft“ rechts im Hintergrund zu sehen).

Erpel

Dort wurde übrigens auch der selbstgemachte Wein in großen Glasballons gelagert, nachdem er zuvor mit Hefekulturen gegärt wurde. Die Früchte für den Wein, Pflaumen, Äpfel, Birnen, Mirabellen wuchsen alle in einem großen Extra-Obstgarten, der − wie ebenfalls auf dem Bild erkennbar − hinter dem Holz-Gartentor lag. Liköre wurden ebenfalls aus den Früchten oder Most hergestellt, der selbstgemachte Eierlikör war der „Renner“…  :mrgreen:

Ein Bild ist besonders in meinem Kopf: als eines der ebenfalls gehaltenen Hühner, die auch der Eier wegen gehalten wurden, geschlachtet war, flitzte dieses geschlacht Kopflos über den großen Hof. Es war einfach nach dem Schlachtvorgang ausgebüchst. Solche Dinge waren für uns nicht tragisch.

Nun werden es doch mehr Teile, als ich geplant hatte. Ich fand es jedoch schildernswert, über meine Tante und Onkel zu bloggen, denn ich erinnere mich gern an die beiden, waren sie es doch auch, die dazu geführt haben, „warum ich gern koche“.

Teil 1 • Teil 2Teil 3 • Teil 4 • Teil 5Teil 6

meine Sicht als Zitat:

Zwei mal lebt, wer in der Erinnerung lebt (Martial).

Artikelbild (v.l.n.r.): Onkel Hermann, meine Cousine), Tante Dörchen, ich, meine Schwester, meine Mutter