Wie beschrieben, sind wir mit der Tram zum EU-Parlament gefahren, und falls nicht bereits erwähnt: es war saukalt und es hatte ständig geregnet… 😉
Das Parlament ist ein riesen Klotz, es erschlägt einen fast. Schräg davor ist schon das nächste Baugrundstück erschlossen. Was dort gebaut werden soll, konnte ich nicht erfahren.
Die Sicherungsmaßnahmen vor dem Einlass waren minutiös − das wars dann aber auch, dazu später mehr.
Zuerst wurden wir in einer der etlichen Restaurants − die es dort abgesehen von etlichen Kantinen gibt − von einer Beamtin spazieren geführt. Meine speziellen „Freunde“ nahmen natürlich gleich erstmal eine kleine flüssige Stärkung zu sich, schon klar.
Nach gefühlten 30 Minuten (mittlerweile gegen 17:45 Uhr, ohne meinen üblichen Mittags-Entspannungs-Schlaf), wurden wir in einen separaten Konferenzraum geführt (muss den Tag wohl annähernd ein Marathon gelaufen sein). Dort erwartete uns ein smarter Mensch, der uns mittels halbwegs funktionierender Leinwand und Beamer die versch. Gremien und Funktionen des Parlaments näher bringen wollte. Zu solchen Momenten überfällt mich wie schon in Berlin oft ein unerklärlicher Sekundenschlaf.
Nach dem erquickenden Vortrag erschien unsere EU-Abgeordnete mit zwei Assistentinnen. Diese griffen in späteren Momenten helfend ein, wenn es um Zahlen und Fakten ging, die die Abgeordnete natürlich nicht ad hoc parat haben konnte.
Treffen mit EU-Abgeordneter
Sabine Lösing erklärte ihr Aufgabengebiet (u.a. Kriegswaffen-Kontrollgremium, und versch. Ausschüsse). Auch um die Flüchtlingspolitik und Flüchtlinge ging es. Sie schilderte, dass die Redner − was ich bisher nicht wusste − bis auf die Ursprungsländer, lediglich 1 Minute Redezeit haben. Reicht grade dafür, um ein ca. DIN-A-4-Blatt runterzurasseln. Zudem ist es üblich, dass, obwohl alle Abgeordneten mindestens 3 Fremdsprachen sprechen müssen, die Reden in der Muttersprache gehalten werden. Einfach deshalb, um bei eigenen Übersetzungen keinen Faux pas zu basteln, und um auch für das Heer der Stenografen die Arbeit zu erleichtern.
Anschließend konnten Fragen aus dem Auditorium gestellt werden. Ging zuerst ein wenig wie „Kraut und Rüben“ durcheinander. Jeder Frager fragte einfach drauf los. Bis irgendwann der Hinweis auf Handmeldungen kam. So stellte ich auch meine Frage, die ich im Gepäck hatte:
Wie erklären Sie die Widersprüchlichkeit der EU-Subventionen, Fischtrawler vor Westafrikas Küsten zu subventionieren, um dort Fischgründe zu plündern, und so die Bevölkerung gezwungen ist, mangels Nahrungsquelle zu flüchten − im Gegenzug dazu finanziert die EU die Flüchtlingsströme, direkt, oder indirekt?
Quelle dazu: Die Zeit, Europas Megatrawler auf Beutezug vor Afrika
Zuerst wurde erwähnt, dass das nicht ihr Ressort sei. Auf mein Einwand, dass sie selbst die Flüchtlingskrise ansprach, und ich nur allgemein ihre Meinung hören wollte, kamen etliche Erklärungen. Trafen aber nicht den Punkt, kamen nicht auf den Kern. Also stellte ich in geraffter Form erneut meine Frage, Antwort: „dies beruht auf bestehenden Fischereiverträgen“.
So „produzieren“ wir also selbst die, die von vielen verhasst und ungewollt als „Wirtschaftsflüchtlinge“ abgetan werden. Schilda läßt grüßen.
Gegen 19:00 Uhr wurden wir wieder abgeholt, um in den Plenarsaal geführt zu werden. Dort fand gerade eine Sitzung statt. Fotografieren im Saal war nicht gestattet, hatte ich erst hinterher erfahren… 😉
Hunger
Ca. 19:50 kam Hunger auf, wieder wurden wir durch endlose Gänge in die Kantine geführt. Dort gab es eine blassrosa Art Weißwurst mit etwas undefinierbarem, was wie Kartoffelpüree aussah und Rotkraut. Nunja, der Kuchen hat gut geschmeckt…
Als die letzten Nachzügler fertig „geschmaust“ hatten, wurden wir wieder zum Ausgang geführt (dem Marathon immer näher kommend). War so gegen 20:50 Uhr, bis dahin ohne Fluppe auskommend, und müde. Am Ausgang stellte sich heraus, dass die Tür verschlossen war. Unser Guide meinte, wir sollen alle vor dem Gatter, was vor der Ausgangstür lag, warten. Sie wollten nach einem anderen Ausgang suchen. Was geschah? Einer der „vollschlanken Herren“ − muss wohl mit seinen Ohren woanders gewesen sein − ging durch das Gatter, und kam aufgrund seiner Leibesfülle nicht mehr zurück. Also durfte die gesamte Gruppe darauf warten, bis ein Security-Mensch uns irgendwann die Tür aufschloss, was nach ca. 20 Minuten geschah.
Zu den Sicherungsmaßnahmen: wenn man erstmal im Gebäude ist, kann man eigentlich fast überall durchgehen, auch unkontrolliert durch die Sicherheitszonen.
Gegen 22:00 waren wir wieder im Hotel. Es waren dringend 2bier nötig. Gab dann noch nettes Gespräch mit dem Fahrer.
Rückfahrt und Ankunft
Rückfahrt nächsten Tag war wie Hinfahrt: zwei Typen, schlimmer als 20 Waschweiber, quasselten wieder ohne Punkt und Komma. Und auch wieder „hoch die Tassen“…
Zu Hause war ich am Mittwoch gegen 19:30 Uhr, hab noch ein paar Kleinigkeiten beim A gekauft (Insider) 😉
Übrigens: wie sind bei strahlendem Sonnenschein und gefühlten 6 Grad wärmer losgefahren.
Wenn einer eine Reise tut…
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Hallo Peter,
sehr schade, dass ihr so miserables Wetter hattet. Insbesondere bei der Stadtbesichtigung kommen die Gebäude dann gar nicht so richtig zur Geltung.
Ich vermute, die beiden Typen haben bestimmt die falsche Tour gebucht. Eigentlich wollten die bestimmt in den Sauerlandstern in Willingen. 😉
Naja, beim nächsten Mal wird bestimmt alles bessser. Wenigstens das Zimmer schien ja soweit in Ordnung gewesen zu sein.
Gruß Sylvi
Hi Sylvi,
Für Straßburg wird es kein „nächstes mal“ geben. Die Fahrtdauer insgesamt steht in keinem Verhältnis zu dem, was der eigentliche Besuchsgrund war: Besichtigung des Parlaments und Gespräch mit der EU-Abgeordneten.
Berlin-Besuch wird eher eine Option.
Das Wetter wäre für mich nicht weiter ausschlaggebend, war nur marginal erwähnt – denn wie heißt es?
„Es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Bekleidung“ *_^
Solche von mir geschilderten „Typen“ sind eigentlich immer dabei, nur diesmal war es wirklich krass… ;-/