Wir sind im November 1988 gereist, um die heiße Jahreszeit zu vermeiden, und nahmen lieber den einen oder anderen grauen Tag in Kauf. Dennoch waren die Temperaturen angenehmen, die Luftfeuchtigkeit jedoch unangenehm hoch.
Als wir angereist sind − mit Air Malta − war der Flughafen noch nicht ausgebaut, d.h. eine extrem kurze Landepiste. Es war, als landete man auf einem Flugzeugträger, der Pilot hat eine extreme Bremsung machen müssen, um nicht über die Landebahn hinauszuschießen − die Landebahn war zum Teil in’s Meer gebaut. Der Tank wurde für Start und Landung extrem knapp gehalten, nach dem Start wurde auf der Nachbarinsel Comino zwischengelandet, um vollzutanken. Der Flug war also nichts für empfindliche Mägen!
Nachdem der Transfer vom Flughafen zum Hotel erledigt war, waren wir erstmal recht erschlagen, haben aber doch gleich die Koffer ausgepackt, da der kleine Hunger sich meldete.
Verpflegung
(wir hatten Übernachtung gebucht), es ist die Urlaubsinsel der Briten – die Gerichte in den Restaurants, fahl im Geschmack, kaum Butter an den Gerichten, und Pfeffer scheint man gar nicht zu kennen. Dafür ist das Frühstück 1. Wahl – fast so ähnlich wie in meinem Irlandbericht geschildert.
Doch es gibt auch zahlreiche Ausnahmen, die wir in Sliema genossen. In der Zeit von 13-16 Uhr ist hier alles ausgestorben, man hält Siesta. Auf dem Weg entdeckten wir ein Restaurant, das maltesische Spezialitäten anbot. Wir bestellten den maltesischen Sonntagsbraten „Fenek“, Wildkaninchen in Knoblauch und Rotweinsauce (Rezept), und als Vorspeise Schnecken nach Art des Hauses: herrlich!
Hier das Rezept für das Kaninchen:
Fenek Moqli Bit-Tewm U Nbid
(gebratenes Kaninchen mit Kräutern, Knoblauch und Wein; 4-6 Personen)
Zutaten:
1 Kaninchen, 1 Zwiebel, ½ Flasche Rotwein, 1 TL Tomatenmark, 8-9 Knoblauchzehen, 1 Lorbeerblatt, 1 Rosmarinzweig, 1 Prise Thymian, Salz, Pfeffer, Olivenöl
Zubereitung:
Das Kaninchen zerteilen. Die Stücke (auch Kopf und Leber) zunächst in einer Bratpfanne in heißem Öl von allen Seiten kräftig anbraten und dann in einen geräumigen Topf oder Bräter legen. Salzen, pfeffern, und mit Thymian bestreuen. Nun die fein gewürfelte Zwiebel und die ganzen Knoblauchzehen anbraten, mit Rotwein ablöschen, ein Lorbeerblatt und den Rosmarin zufügen, Tomatenmark einrühren und 10 Minuten köcheln lassen. Diese Sauce über das Kaninchen im Topf gießen. Nun sehr schwach schmoren, bis das Kaninchen zart ist (ca. 1 Stunde).
Malteser essen dazu Pommes mit Essig gewürzt
Ausflüge
Es geht nach Sliema zu der megalithischen Tempelanlage von Hagar Qim (gesprochen „Haa-dschar Kim“), die wie die von Mnajdra und Tarxien zwischen 3200 und 2500 v. Chr. erbaut wurde. Bei den Erbauern muß es sich um eine hochentwickelte Kultur mit außerordentlichen architektonischen Fähigkeiten gehandelt haben. Die Hagar Qim-Anlage ist zwar nicht sonderlich groß, aber für ihr Alter von ca. 5000 Jahren noch gut erhalten. Die megalithische Kultur interessierte uns sehr.
Man sollte sich nicht entgehen lassen: 1) das Archäologische Museum in Valetta und 2) das Hypogäum, eine unterirdische, dreistöckige Kult- und Begräbnisstätte frühzeitlicher Priesterinnen in der Nähe von Paola. Für den Besuch des Hypogäums muß man sich allerdings Wochen im voraus Karten besorgen, da täglich zum Schutz dieser Unterwelt nur 70 Besucher eingelassen werden.
Die Dingli-Cliffs, mit 200 m die höchsten Klippen Malta, sollen ein weiterer Höhepunkt für Besucher sein. Wir waren beeindruckt. Man hat eine excellente Fernsicht. Hier liegt ganz in der Nähe das legendäre und urige maltesische Restaurant „Bobbyland“ − Spezialität: Wildkaninchen! In den kleinen Tälern der Umgebung findet man Plantagen mit Bitter- Orangen, Grundlage für den maltesischen Softdrink „Kinnie“, dem noch div. Kräuter und Gewürze zugesetzt werden. Ich schmecke Orangen und − ganz leicht − Zimt heraus. Sieht aus wie schwarzer Tee im Glas und ist bei heißem Wetter herrlich erfrischend!
Am nächsten Tag besuchten wir Rabat und Mdina (gesprochen „Im-diina“), die alte Hauptstadt Maltas, sicher eine der schönsten Sehenswürdigkeiten hier auf Malta! Römer und Araber errichteten das heute fast unbewohnte Mdina (daher auch „Silent City“), während die Johanniter sich später dem Bau der Befestigungsanlagen am Grand Harbour widmeten. Die Mauern und Gassen von Mdina spenden wohltuende Kühle. Hier gibt es viele Gebäude zu bewundern, darunter die 1697 fertiggestellte Bischofskirche St. Paul`s Cathedral, die größte und schönste Barockkirche Maltas, die wir ausgiebig von innen bewunderen. Ein Kirchenwächter sitzt am Eingang, der auf angemessene Bekleidung der Besucher achtet. Frauen mit ärmelloser Bekleidung erhalten von ihm ein Tuch, mit dem sie sich bedecken können. Das Kathedralmuseum lassen wir aus. Dafür besuchen wir die Mdina Dungeons („Malta`s only Dark Walk attraction“), die früheren Folterkammern und Arrestzellen, die heute eine mit schauerlicher Geräuschkulisse versehene Walk around- Show beherbergen: lebensgroße Figuren, die die einschlägigen damaligen Foltermethoden darstellen. Nichts für zarte Gemüter.
Vor dem Stadtportal von Mdina bieten Kutscher den Besuchern eine Rundfahrt mit den typischen „Karozzin“, den zweisitzigen Pferdekutschen Maltas an.
Abends gibt es im Hotel ein Dinner- Special „Fisch und Meeresfrüchte“ bis zum Abwinken… Das war natürlich etwas für uns.
Valetta, die Hauptstadt, wollen wir am nächsten Tag erkunden. Wir fahren wieder mit dem Bus bis zum Terminal am Tritonen-Brunnen. Hier am Stadttor beginnt die schnurgerade Republic Street, die Hauptstraße und Flaniermeile, die sich bis nach St. Elmo zieht. Wir laufen vorbei an der von den Deutschen im 2. Weltkrieg zerbombten alten Stadtoper, in deren Mauerresten heute Autos parken, und dem Palazzo Ferreira. Weiter vorbei am Archäologischen Museum, früher die Auberge de Provence. Rechts liegt die St. John`s Co-Cathedral (sozusagen die „Zweit- Kathedrale“, da die 1. und ursprüngliche die St. Paul`s in Mdina ist), von außen eher schlicht, von innen jedoch eine der prachtvollsten Kirchen des Mittelmeerraums.
Die Johanniter haben diese Kathedrale nach dem Sieg über die Türken bauen lassen. Erwähnenswert sind insbesondere die 8 Seitenkapellen, die von den Landsmannschaften des Ordens ausgestaltet wurden. Natürlich wetteiferten diese um den höchsten Prunk in Marmor, Gold, Silber, Lapislazuli zur höheren Ehre des Herrn. Wertvolle Gemälde schmücken die Kirche. Diese Kathedrale sollte man auch besuchen, wenn man weder religiös noch künstlerisch interessiert ist.
Der Großmeisterpalast, ein quadratisches, von außen ebenfalls eher schlichtes großes Gebäude, das wie fast alle anderen von den Johannitern in „Festungsbauweise“ errichtet wurde, liegt nebenan. Hier ist heute der Amtssitz des maltesischen Präsidenten und des Parlaments untergebracht. Leider läßt sich deshalb der Großmeisterpalast nicht jeden Tag besichtigen, wir haben lediglich Gelegenheit, die Waffen- und Rüstungssammlung zu sehen.
Am angrenzenden Republic-Place besuchen wir danach die wirklich sehenswerte Walk around-Show „The Great Siege of Malta & The Knights of St. John“. Für 3,50 LM erhält man einen Diskman mit der gewünschten Sprach- CD und begibt sich auf eine Wanderung durch die Geschichte. Je nach Aufenthaltsort innerhalb des Rundwanderwegs bekommt man funkgesteuert Erzählungen und Geräuschkulisse zugespielt, die die Filme, 3D- Animationen und lebensgroßen, teilweise beweglichen Figuren vortrefflich erläutern. Diese Show wird offiziell vom derzeitigen Großmeister der Johanniter unterstützt.
Anschließend stärken wir uns in einem der zahlreichen Cafes auf dem Republic Place mit einem frisch gerösteten Fladenbrot mit Thunfisch, Zwiebeln, Tomaten, Oliven und Kapern. Letztere werden auf Malta zu vielen Gerichten verwendet und sind auf jeder Vorspeisenplatte zu finden. Kapern werden hier auch angebaut.
Unseren Valetta-Besuch beschließen wir auf den Upper Barakka Gardens, von denen man einen unvergleichlichen Blick auf den Grand Harbour hat, direkt gegenüber die „Drei Städte“. Wir genießen ausgiebig die wunderbare Aussicht.
Nach einem längeren Spaziergang entlang der Uferpromenade, an deren steinigem Strand manche Schönheit ein Sonnenbad nimmt, erreichen wir den Sliema Creek, Anlegestelle vieler Rundfahrtschiffe und der Fähre nach Gozo, der Schwesterinsel Maltas. Wir buchen bei Captain Morgan`s Harbour Cruises eine – Hafenrundfahrt! Die Uferstraße am Sliema Creek heißt übrigens passenderweise „The Strand“. Hier weht eine angenehme Brise und die 90 min. Rundfahrt erschließt dem Besucher neben dem Sliema Creek den Grand Harbour, den großen Naturhafen Maltas mit seinen 5 Creeks und 5 Halbinseln. Eine davon ist Valetta, die Hauptstadt.
Unser Schiff fährt vorbei an den wuchtigen Befestigungsanlagen von Valetta, benannt nach dem siegreichen Johanniter- Großmeister. Die Anlagen und Gebäude wurden allerdings erst nach der Belagerung durch die Türken mit dem typischen Globigerinerkalkstein gebaut, der je nach Sonnenstand mal cremig-hell, mal goldschimmernd, mal gleißend aussieht. Ganz Valetta steht – für eine Hauptstadt einmalig in Europa – vollständig unter Denkmalschutz! Majestätisch thront die Stadt auf der felsigen Landzunge. Mehrere Kreuzfahrtschiffe haben an den Kais unterhalb der Upper Barakka Gardens festgemacht.
Weiter gehts vorbei am Yachthafen bei Marsa, den Docks von Paolo zu den Cottonera, den „Drei Städten“ Senglea, Cospicua und Vittoriosa (früher „Birgu“). Die beiden Befestigungsanlagen Fort St. Angelo vor dem alten Birgu und Fort St. Michael vor Senglea mußten der Großen Belagerung standhalten. Die Häuser haben teilweise einen venezianischen Baustil, zu diesem Eindruck („Das Venedig von Malta“) tragen wohl auch die Gondeln vor dem Marinemuseum in Vittoriosa bei, mit denen man z.B. nach Valetta übersetzen kann. Die letzte Landzunge ist die von Kalkara, wo die Malta Film- Studios zu finden sind. Hier entstanden zahlreiche Filme wie z.B. „Sindbad, der Seefahrer“, „Christoph Columbus“, „Midnight Express“ und „Popeye“.
Den letzten Tag nutzen wir für einen Abstecher nach Marsaxlokk (gesprochen „Marssaschlok“), dem malerischen Fischerhafen an der Ostküste. Hier liegen viele blau-gelb-rot angestrichene kleine Fischerboote, „Luzzi“ genannt, von denen viele am Bug mit dem „Auge der Osiris“ verziert sind. Dieses Symbol der Wachsamkeit findet man bei vielen Fischereikulturen und geht im Mittelmeerraum wohl auf die phönizischen Seefahrer zurück. An der Uferstraße findet früh morgens immer ein großer Fischmarkt statt, wo es aber auch Gemüse, Textilien und Kitsch zu kaufen gibt. Mittags ist alles schon wieder abgebaut. Wir sehen leider nicht mehr viel vom Markt, dafür können wir die beschauliche Ruhe hier genießen. In einem der zahlreichen Fischrestaurants mit Außenplätzen lassen wir die maltesische Fischsuppe Aljotta schmecken und bestelle dann Lampuka, einen Fisch mit festem, weißen Fleisch, dazu Chips und Salat. Frischer als hier kann man Fisch nirgends auf Malta essen.
Unser Hotel
Malta ist absolut einen Urlaub wert − sei es als geschichtlich Interessierter, als Tauchsportler (nirgends ist das Mittelmeer klarer) oder als Teilnehmer an einem der unzähligen Englisch- Sprachkurse, die hier angeboten werden. Jeder findet hier ein passendes Ambiente für seine Vorlieben.
Die goldbraune Farbe der unverputzten Häuser aus Kalksandstein, der vor allem in den Abendstunden unvergleichlich glänzt, wird mir unvergessen bleiben. Dieser warme Ton verleiht Malta etwas orientalisches − wie aus 1001 Nacht…
- Die längste Strecke in Malta ist die Nordwest-Südost-Diagonale und beträgt nur 27 km. In der Breite sind es bis maximal 15 km.
- Mit dem Beitritt zur EU löste Malta Luxemburg als kleinstes EU-Land ab.
- Malta ist lediglich 316 km² groß, Luxemburg 2.586 km².
- Auf Malta gibt es weder Flüsse noch Seen.
- Die Trinkwasserversorgung wird durch Meerwasserentsalzungsanlagen und Brauchwasseraufbereitungsanlagen sichergestellt, sowie Wasserlieferungen durch Tanker.
- Der Maltesische Fahrstil ist nicht nur wegen des Linsverkehrs gewöhnungsbedürftig. Die Malteser sagen auch mit einer Portion Selbstironie „Malteser fahren weder rechts, noch links, sondern dort wo Schatten ist“.
- Die Bevölkerung Maltas gehört fast ausnahmslos zur römisch-katholischen Kirche (98%). Der starke kirchliche Einfluss ist nicht nur an der Anzahl der Kirchen zu erkennen, sondern auch an den zahlreichen Festas.
- Das Hypogäum von Hal-Saflieni und die Tempelanlage Ggantija sind zwei Denkmäler, die in die UNESCO-Liste des Welterbes aufgenommen wurden. Auch Hagar Qim und Mnajdra sind eindrucksvoll.
- Ach ja, Malteser-Aquavit gibt es hier übrigens nicht!