warum koche ich gern, Teil 5

Geprägt haben mich − was mein Interesse fürs kochen angeht − auch Marlis und Walter (Tante und Onkel). Dort erlebte ich Hausschlachtungen mit. Es war „normal“, wenn ein Schwein (später auch Rind) den Bolzenschussapparat angesetzt bekam, es so getötet wurde, und wir beim Schlachten zusahen.

Im Gegensatz zu heutigen Massenschlachtungen und den oft zuvor stattfindenden viel zu weiten (Europaweiten) Viehtransporten hatten wir Respekt vor dem Lebewesen Tier.

Das Schlachtvieh kam von Bauern aus unmittelbarer Nähe. Langehagen war zu meiner Kindheit/Jugendzeit mehr ein „Dorf“, Jeder kannte Jeden. Es war bekannt, was welches Vieh bei welchem Bauern zu fressen bekam. Marlis erzählte, das Walter einmal ein Schwein nicht annahm, weil dieses mit Küchenabfällen gemästet wurde. Grund seiner Ablehnung: das Fleisch dieser Tiere taugt nichts aufgrund des „Futters“, es ist wässerig.

mein Onkel und Helfer beim einfangen eines Rinds

Ich kann nicht mehr nachvollziehen, wie bekannt wurde, wann Schlachtetag war. Trotzdem hats immer geklappt, das ich rechtzeitig „auf der Matte“ stand, um beim Schlachten und Wurstemachen dabei zu sein. Ebenfalls war ich ohne Hilfe eines Telefons etc. rechtzeitig mit einer Kanne bewaffnet vor Ort, um „die leckerste Brühe der Welt“ aus dem Wurstkessel abzufüllen. Die erste Tasse gabs meist direkt aus dem Kessel in einer Tasse. Oft gab es damit einen Eintopf zubereitet. Hundertmal besser, als alles andere.

Godshorner Straße Richtung Autobahn

Diese Spritztouren habe ich als Kind mit einem kleinen Roller von Wiesenau nach Langenhagen unternommen, meist verbotenerweise entlang des kurzen Autobahnstücks. Aber wer horchte schon als Kind auf Verbote…  😉

Schluck und Korn für die Erwachsenen war bei dem fettigen Gelage selbstverständlich…  :mrgreen:

Ganz beiläufig hatte ich mitbekommen, wie Wurst mit Majoran, Beifuß und weiteren Gewürzen gewürzt wurde. Beifuß und Salbei, so wurde mir schon als Kind erklärt, macht die fettige Wurst/das fettige Fleisch verdaulicher. Noch heute „liebe“ ich Knappwurst, nur eben nicht mehr so fettig, wie das meiste damals war. Blutwurst war ein „Kandidat“, den ich wohl gegessen hatte, aber mit Widerwillen − die Fettplocken darin waren mir wohl etwas zuviel des Guten.

Auch bei den beiden Verwandten gab es einen großen Nutzgarten mit Obstbäumen (wenige stehen heute noch) und Gemüse. In diesem Garten wurde oft mitgeholfen, wenn auch ungern (da spielen und toben eher als Kind angesagt war).

Warum dies alles so gehandhabt wurde, habe ich in bisherigen Artikeln erwähnt: es war eben so üblich, es gab kaum bezahlbare Lebensmittel bei geringen Löhnen. Es kamen auch die Nachwirkungen des Krieges zum tragen. U.a. meine Tante litt lange Zeit unter Mangelerscheinungen. Einfach, weil es vieles nicht, oder in zu geringen Mengen gab.

Es war also regelrecht ein „Heißhunger“ auf alles Kalorienreiche da, der nun so gestillt wurde. Auf gesunde, cholesterinarme Kost zu achten war obsolet. Erstmal was auf die Rippen bekommen.

Da erzähle mir heute jemand „Früher war alles viel besser…“…  😉

Die Hausschlachtungen meiner Verwandten „brummten“ so gut, dass die beiden später viele Jahre einen kleinen Laden betrieben. Der Laden entstand auch deshalb, weil sich nicht jede Familie ein/ein halbes Schwein leisten konnte, trotzdem Wert auf Qualität gelegt wurde.

Schlachtetag

Wie bereits erwähnt: ich „schwelge“ nicht in den vergangenen Zeiten, oder traure diesen nach. Mir zeigt es aber, dass mein Interesse am kochen und bruzzeln seine Ursprünge hat…  😀

Wer sein Alter verbirgt, schafft seine Erinnerungen ab (Arletty)

Die Bilderübersicht zeigt Teile meine Verwandtschaft u.a. bei Feierlichkeiten, an denen wie selbstverständlich das Essen dazu fast alles selbstzubereitet wurde

Auch heute wäre es selbst für Berufstätige möglich, einiges selbst zu machen/kochen/zuzubereiten, wenn nur gewollt…  😉

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