An sich mag ich keine „politischen Blogs“, da mir viele zu einseitig gebürstet sind. Das ist auch der Grund, weswegen auf meinem Blog kaum etwas in diese Richtung zu finden ist − im Netz gibt es genügend Ersatz für Flamewars, Trolle, DAUs, Spinner und Spamer in alle Richtungen, aber auch Blogs, die eben u.a. aus diesen Gründen das Handtuch geworfen haben. An sich mag ich also sowas nicht.
Manchmal ist es aber jedoch auch zum Haare ausraufen, wenn ich bei Fäzbuck und Co. Kommentare zur derzeitigen Flüchtlingssituation lese. Da wird allen ernstes z.B. argumentiert, es wie „Australien“ zu handeln, was Einreise und Aufenthalt angeht. Oder man solle „Österrreich kaufen“. Gehts eigentlich noch? Geht es nicht um Europa, hat Australien nicht andere Geopolitische Gegebenheiten?
Andere finden es „witzig“, „sarkastisch“ usw., wenn dort ein gefaktes Spiel, was das „Absaufen von Flüchtlingsbooten“ angeht, veröffentlicht wird. Sonst aber ist man ja nicht politisch orientiert, hält sich immer schön zurück, folgt lieber dem einfachen Mob. Ist schön einfach einer Herde zu folgen… 😈
Letztendlich gebe ich aber nichts auf diese Kommentare bei den SocialMedien, denn diese Netzmeinungen kenne ich seit ca. 1993. I.G. genommen hat nur die Technik gewechselt, die Inhalte nicht.
Solche „Meinungen“ kommen m.E. nicht von ungefähr, wenn ich u.a. von Politikern aus Süddeutschland (aber auch andere entsprechende) vermehrt lese
Wir sind nicht das Sozialamt für den Balkan – diese Aussage unterstreiche ich ausdrücklich.
Die Stimmung hat sich geändert, gerade wegen der extrem hohen Zahlen beim Asylmissbrauch aus Balkan-Staaten.
Wir müssen diesen 40-prozentigen Missbrauch, man kann sagen den massenhaften Missbrauch, zurückführen und einstellen. (…) Wir müssen rigorose Maßnahmen ergreifen.
Autsch! Was bitte sind „rigorose Maßnahmen“? Treffer, versenkt, oder wie jetzt? Neue Mauern bauen? Wohl eher in den Köpfen, denn wenn eine Mauer 20 Meter hoch sein sollte, wird eine Leiter gefunden, die 21 Meter lang ist.
Andere hingegen argumentieren auch so
Es geht um Völkerwanderung, machen wir uns nichts vor. Wenn wir jedenfalls nicht bald reagieren, wird es uns am Ende allen auf die Füße fallen, egal, welches Parteibuch wir haben.
Das Problem ist kein europäisches Problem. Das Problem ist ein deutsches Problem.
Unsere Europäische Union ist in keinem guten Zustand. Es fehlt an Europa in dieser Union. Und es fehlt an Union in dieser Europäischen Union.
Wobei letztgenanntes auch nur die halbe Miete ist, denn insgesamt betrachtet ist es ein globales „Phänomen“. War es schon immer. Dazu siehe die Geschichte „Aufteilung der Welt”, doch das ist insgesamt ein anderes Kapitel.
Wie sonst läßt sich erklären, dass EU-Subventioniert vor Afrikas Küsten mit Trawlern denen die Nahrung weggefischt wird, und Bewohner somit verdrängt werden?
Wie sonst läßt sich erklären, dass Energieunternehmen in Afrika Ölverseuchtes Land hinterlassen?
Wie sonst läßt sich erklären, dass Wälder für Palmöl gerodet werden?
So werden „Wirtschafts-Flüchtlinge“ hausgemacht! Heute zahlen die Nutznießer vielleicht noch nicht die Rechnung, ganz bestimmt wird diese folgen. Spätestens dann, wenn die Ressourcen zur Neige gehen. Dazu siehe auch der Kampf um Frischwasser − was mehr Brisanz beinhaltet, als viele sich vorstellen können… Dies sind jedoch nur einige Beispiele, wie die Allianz aus Politik, Lobbyisten und Wirtschaft handeln, schon immer gehandelt haben.
Die übelsten Kapitel sind jedoch Waffenexporte. Da werden Panzer zur „Verteidigung“ an Länder verkauft, deren Systeme „Lupenrein“ sind. Klar, die Panzer werden rückwärts schießen, oder? Und ganz sicher sind „Auspeitschungen“ und „Steinigungen“ etwas archaisch, aber Hauptsache, es werden Arbeitsplätze erhalten. Die paar Kollateralschaden sind doch vernachlässigbar. Dumm nur, dass „die feigen *chweine und jungen Männer“ − so oft bezeichnet − aus dem Familienverband eines Tonnenzerbombten Landes fliehen, damit wenigstens der jüngste Sproß eine Zukunft hat. Das die Familie sich bis unters Dach dafür oftmals verschuldet, sind ebenfalls Peanuts, zahlen eben die Urenkel noch ab.
Unter der Prämisse betrachtet konnte Angela Merkel gar nichts anderes sagen, als „wir schaffen das“, hätte ja auch komisch geklungen, wenn gesagt worden wäre, „wir schaffen das nicht“, oder? Heiner Geißler, in meinen Augen vom „Saulus zum Paulus“ gewandelt, hat es dazu auf den Punkt gebracht.
Wie wäre es denn aber mal mit ein bisschen mehr
Wir, statt ich?
Um LeserInnen den Wind aus den Segeln zu nehmen: Nein, ich bezeichne mich nicht als Gutmensch. Nein, wir werden nicht alle Flüchtlinge aufnehmen können − das wird kein Land allein schaffen. Aber wir haben eine humanitäre Verpflichtung, diese geschickt umzusetzen gilt es, nichts anderes.
Politisch schlägt mein Herz eher links, bin aber kein Linker. Betrachte mich als Weltbürger und Deutscher, aber weniger patriotisch, als manch andere. Passe in keiner der „politischen Schubladen“. Wichtiger ist es, Mensch und menschlich zu sein. Gegen den Kapitalismus habe ich nichts, nur darf der nicht seine Kinder fressen. Den Sozialismus überlasse ich gern den Träumern. Solange, bis ich ein funktionierendes System in diese Richtung kennenlernan darf.
Und ich finde den Spruch der Cree aktueller, denn je. Und ich habe Angst, Angst vor der Gewalt derer, die meinen politisch zu zündeln. Und vor denen, die Leben aufs Spiel insofern setzen, Häuser in Brand zu steckten, um ihren „politischen Willen“ durchzusetzen. Bücher verbrennen hatten wir bereits in unserer Geschichte nicht zum ersten mal, und auch davor habe ich Angst. Denn da gilt auch das Zitat „erst brennen Bücher, dann Menschen“.
Keine Angst habe ich davor, das unsere Demokratie das Problem stemmen wird, es braucht eben alles nur seine Zeit, und vernunftbegabte Menschen, die bereit sind, zu teilen. Das muss nicht heißen, dass das materiell gemeint ist…
Marginal erwähnt: ich hab absichtlich weder Grafiken noch Statistiken eingestreut, die werden sicher selbst gefunden werden, teilweise auch in meinen verlinkten Artikeln…